Persch Consult NEWS / Frühjahr 2020

Frühjahr 2020 Seite 4 Defizite beim barrierearmen Wohnen Mehr als jede fünfte Person in Deutschland ist über 65 Jahre alt – da wird altersgerechtes Wohnen immer wichtiger. Das bedeutet: Wohnungen sollten möglichst barrierearm sein. Einen barrierearmen Zugang wies jedoch nach dem Statistischen Bundesamt 2018 nur jede zehnte Wohnung auf. Dazu gehö- ren ein stufenloser Eingang, keine Türschwellen und möglichst breite Türen und Flure. Noch schlechter sieht es bei der Barrierefreiheit innerhalb der Woh- nung aus: Barrierearm bedeutet hier genug Platz in Küche und Bad, breite Wohnungs- und Zimmertüren sowie Flure, ebenerdiger Einstieg zur Dusche und das Fehlen von Stufen und Schwellen innerhalb der Wohnung. Nur zwei Prozent aller Wohnungen erfüllen diese Merkmale. Hier gibt es also noch Nachholbedarf. Allerdings ändern sich bereits die Zeiten: Je neuer die Gebäu- de sind, desto höher ist der Anteil an barrierearmen Wohnungen. Baustau: Fast 700.000 Woh­ nungen noch nicht gebaut In Deutschland gibt es derzeit einen Baustau: 693.000 bereits genehmigte Wohnungen sind nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes noch nicht gebaut. Dies entspricht Bauaufträgen im Wert von neun Milliarden Euro. Als Ursache wird vermutet, dass die Kapazitäten der Bauwirtschaft für den Auf- tragsumfang nicht ausreichen: Im Jahr 2008 waren im Baugewerbe 666.600 Menschen beschäftigt, im Jahr 2017 waren es 856.200. Im gleichen Zeitraum haben sich jedoch die Auftragsbestände im Woh- nungsbau verdreifacht und die Umsätze verdop- pelt. Dieser Mangel an Kapazitäten hat auch einen Preisanstieg bei Wartung und Instandhaltung zur Folge: Privathaushalte mussten für Leistungen in diesem Bereich 2018 etwa 26 Prozent mehr bezah- len als 2008. Und das, obwohl der allgemeine Ver- braucherpreisindex in diesem Zeitraum nur um 13 Prozent zulegte. Mehr Vermögen durch Immobilien Immobilien sind nach wie vor ein wichtiges Werkzeug für den Vermögensauf- bau. So hatten Privathaushalte im Jahr 2017 ein durchschnittliches Vermögen von 232.800 Euro (nach Abzug der Schulden). Im Vergleich zu 2014 ist dies eine Steigerung um 18.300 Euro. Eine Studie der Bundesbank kommt zu dem Ergebnis, dass wichtige Gründe für diese Steigerung der herrschende Bauboom und das Anziehen der Immobilienpreise sind. 44 Prozent der deutschen Haus- halte besitzen Wohneigentum und konnten daher von dieser Entwicklung profitieren. Aber auch allgemein steigende Einkommen trugen zu mehr Ver- mögensbildung bei. Die Studie verzeichnet für Immobilieneigentümer ein durchschnittliches Nettovermögen von 277.000 Euro, bei Mietern sind es nur 10.400 Euro. Nach wie vor gibt es auch große Unterschiede zwischen Ost und West. Mehr Wohnungsmangel in Metropolen Die Bevölkerung in den Großstädten wächst weiter. Dadurch wird es für viele Menschen immer schwie- riger, eine Wohnung zu finden. Die Bevölkerung in Frankfurt am Main hat im Jahr 2018 gegenüber dem Vorjahr um 9,5 Prozent zugenommen, in Ber- lin um acht Prozent, in Leipzig sogar um 12,9 Pro- zent. Junge Menschen zieht es in die Städte: Hier locken Arbeitsplätze, Infrastruktur und Lebensqua- lität. Zwischen 2013 und 2018 zogen 1,2 Millionen Menschen zwischen 20 und 40 Jahren in kreisfreie Großstädte. Gleichzeitig zogen 120.000 Menschen über 40 Jahre aus den Großstädten weg. Mehr Men- schen heißt auch: kleinere Wohnungen. In den sie- ben größten deutschen Städten – Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf – verringerte sich die durchschnittliche Wohnfläche pro Person zwischen 2010 und 2018 um 1,7 auf 39,2 Quadratmeter. Im Bundesdurch- schnitt blieb die durchschnittliche Wohnfläche pro Person konstant bei etwa 45 Quadratmetern. Eine Immobilienblase gibt es trotz steigender Preise in Deutschland nicht – so äußerte sich der Leiter des Bonner Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raum- forschung, Markus Eltges. Weder eine Überproduktion beim Neubau noch un- vorsichtige Finanzierungen durch die Banken seien zu beobachten. Auch eine allgemeine Überschuldung der Haushalte sei nicht festzustellen. 2018 erreich- ten die Investitionen für Immobilienkäufe die Rekordhöhe von 269 Milliarden Euro. Bei gleichbleibender Anzahl der Transaktionen hat sich diese Zahl damit in zehn Jahren fast verdoppelt – ein klares Zeichen für den andauernden Preisanstieg. Rund zwei Drittel des Geldes wurden auf dem Wohnungsmarkt investiert. Auch in den nächsten Jahren prognostiziert das Bundesinstitut eine steigende Nachfrage nach Immobilien – Gründe seien der Zuzug aus dem Aus- land und die steigende Anzahl der Beschäftigten. Nachteilig wirken sich die Auslastung der Bauunternehmen, zu wenig Personal in den Bauämtern und der Mangel an Baugrundstücken in den Städten aus. In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Investitionen in Immobilien fast verdoppelt. Foto: John R. Perry | Pixabay Monatlich genehmigte Wohnungen Wohn- und Nichtwohngebäude, in Tausend Quelle: Destatis, 2020 30 20 10 0 2012 2013 2016 2017 2010 2011 2014 2015 2018 2019 2020 Originalwerte Trend-Konjunktur-Komponente (Berliner Verfahren) Auftragsbestand im Baugewerbe Volumenindex 2008 = 100 Quelle: Destatis, 2019 300 250 200 150 100 50 2012 2013 2016 2017 2010 2009 2011 2014 2015 2018 Wohnungsbau Hochbau ohne Wohnungsbau Insgesamt Immobilien-Investitionen auf Rekordniveau

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