Jenes volle satte Gelb

6 hatte, wäre er erfroren und verhungert. Dann kann man das ja verstehen, sagte Andrea. Oder? Natürlich verstand Silvia, wieso denn nicht. Aber das abgesto- ßene Ding zu behandeln wie eine Reliquie, gab ihr doch Anlass zum Nachdenken. Ganz so, als ob die Großmutter eine Heilige gewesen wäre. Vielleicht war sie ja eine. Jedenfalls in seinen Augen, sagte Frank. Er lehnte am Türrahmen des Badezimmers und sah Andrea dabei zu, wie sie vor dem Spiegel ihr Gesicht mit einem Wat- tebäuschchen von Make-up und Augenbrauenstift befreite. Sie wandte sich um zu ihm und sagte: K ann ja sein, aber was hat das zu tun mit Gelb und Heimat? Irgendetwas mit der Stadt seiner Geburt. Waren die Gebäude dort nicht in diesem warmen Farbton ge- halten, wo war denn der Bildband? Ein Ocker wohl eher, aber schwer sattes Gelb mochte angehen, ja, doch. Und du glaubst, da ist er hin? fragte Silvia Wo sollte er sonst sein? Aber warum meldet er sich nicht? Im Hotel haben sie gesagt, er sei schon Sonnabend abgereist. Heute ist Montag, Mama, es wird etwas dazwischen gekommen sein. Du weißt doch, wie Papa ist. Ja, Silvia kannte ihren Mann, der sprach nie über seine Pläne. Selbst am Telefon war ihre aufkeimende Angst zu spüren, doch bei gutem Willen ließ sich eine Spur Erleichterung heraushören. Er wird sich schon melden. U

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