Immobilien - eine eigene Welt

9 Wer das Buch erst einmal schnell durchblättert, bevor eine genauere Betrachtung folgt, kann unschwer seine Struktur erkennen. Da gibt es natürlich die übliche Gliederung in Kapitel mit verschiedenen Schwerpunkten und Themen. Aber darüber hinaus fällt vermutlich zuerst die Zweiteilung deutlich ins Auge. Die Doppelseiten sind fast immer auf die gleiche Weise gestaltet: Auf den linken Seiten findet sich neben einem Bild oft ein Zitat, auf den gegenüberliegenden Seiten stehen die Fakten, Daten, Trends und Zahlen in Form von kurzen Texten, Tabellen oder Grafiken. Damit hat es eine eigene Bewandtnis. Diese Zweiteilung hatte sich zunächst von selbst ergeben, wurde anschlie- ßend im Entstehungsprozess des Buches aber zum Prinzip. Der Grund: Diese Form der Darstellung entspricht dem Inhalt. Ja, könnte der geneigte Leser denken, das ist nach- vollziehbar und folgt dem Prinzip der Architektur „form follows function“. Stimmt. Darüber hinaus entspricht diese Darstellung aber noch auf andere Art dem Wesen dessen, um was es hier geht. Aus welcher Perspektive man auch immer einen Blick auf Bauen, Wohnen, Immobilienwirtschaft, Architektur und Stadtentwicklung wirft – immer sind verschiedene Lebens- bereiche berührt: Es geht um wirtschaftliche und finanzi- elle Aspekte, um die sozialen Belange und soziologischen Komponenten des Zusammenlebens, um politische Fragen und um die Kultur. Die drückt sich nicht nur in der Architektur selbst aus, sondern findet ihren Ausdruck auch im Design, in Form, Farbe, Funktion, Stil oder Zeitgeist und nicht zuletzt auch in Zitaten und in der Literatur. Dieses Gegenüber, das sich von Seite zu Seite in diesem Buch mitteilt, ist kein Gegensatz, sondern ein Miteinan- der, in dem sich die verschiedenen Aspekte eines einzigen Themas zeigen. Eines könnte ohne das andere nicht entstehen. Alles zusammen bildet einen Teil der Welt, die sich die Menschen besonders durch ihre Bauwerke zu eigen machen wollen, ohne sie jemals ganz besitzen zu können. Gegensätze und Brüche, Harmonie und Unverständlich- keit, Altes und Neues, Bewährtes und Gewagtes, reiner Luxus und nackte Bedürftigkeit, Hochkultur und Street- Art – das alles wirkt zusammen und aufeinander. Die gebaute Welt besteht nicht nur aus Materiellem und aus berechenbaren Werten, die in einem wirtschaftlichen und finanziellen System entstehen, sondern sie äußert sich auch im Immateriellen, Ideellen und sogar im Fantas- tischen. Diesen Zusammenhang überwiegend bildhaft darzustellen ist das Anliegen dieses Buches. Viele Freude beim Schauen, Lesen und Erkennen. Astrid Grabener Einleitung

RkJQdWJsaXNoZXIy MzY3MzA=