Ausgabe: Herbst 2017
Immobilien – ein bedeutender Wirtschaftsfaktor
Nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln fallen rund 18
Prozent der Bruttowertschöpfung Deutschlands auf immobilienbezogene Wirt-
schaftsaktivitäten. Zu den Akteuren gehören rund 815.000 Unternehmen,
knapp 3,9 Millionen private Vermieter und rund 16 Millionen Selbstnutzer.
Ende des Jahres 2015 lebten in Deutschland rund 82,2 Millionen Menschen in
gut 41,4 MillionenWohnungen und 19,4 Millionen Gebäuden mit einer Wohn-
fläche von rund 3,79 Milliarden Quadratmetern. Mit einem Wert von 125.000
Euro verfügen deutsche Haushalte im europäischen Vergleich jedoch über ein
relativ geringes Immobilienvermögen. Zinsen, Beschäftigung und Bevölke-
rungswachstum bilden derzeit äußerst günstige Rahmenbedingungen für den
Erwerb von Immobilien, betont das Institut.
Neubauboom knickt ein
Bereits das zweite Mal in Folge sanken die Bauge-
nehmigungszahlen deutlich. Im ersten Quartal
2017 waren es minus 6,6 Prozent, von Januar bis
Mai 2017 dann schon minus 7,6 Prozent gegenüber
dem Vorjahreszeitraum. Zum Vergleich: Im Jahr
2016 wurden insgesamt 21,6 Prozent mehr Woh-
nungen genehmigt als im Jahr 2015, im Jahr 2015
waren es 8,4 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr.
Die unverändert hohe Nachfrage nach Immobilien und die zu geringe Neubautätig-
keit ziehen Preissteigerungen von drei bis fünf Prozent bis Ende 2017 nach sich.
Nach Ansicht vieler Immobilienspezialisten werden die Kaufpreise von Immo-
bilien in 71 der 79 deutschen Großstädte noch weiter steigen. Die höchsten
Steigerungen werden kleine Großstädten unter 500.000 Einwohnern verbu-
chen. Sie holen den Trend der Metropolen und Top-Standorte nach. Die Prog
nose bis 2030 sieht etwas anders. Die schrumpfende Bevölkerung und eine
veränderte Altersstruktur werden zu einer wachsenden regionalen Polarisie-
rung der Immobilienpreise führen. Aufgrund der sinkenden Nachfrage nach
Immobilien werden die Marktwerte für selbstgenutzte Eigentumswohnungen
bis 2030 in einem Drittel aller deutschen Kreise und kreisfreien Städten um
mehr als 25 Prozent sinken. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern könnte das in
einem Viertel aller Kreise der Fall sein. Vor allem ländliche Regionen in Ost-
deutschland werden betroffen sein. In und um Ballungszentren wie München,
Frankfurt oder Hamburg ist dagegen mit weiteren Preisanstiegen zu rechnen.
Fortbildungspflicht für
Immobilienberufe
Der Bundestag hat ein neues Gesetz für gewerbliche
Immobilienmakler und Wohnimmobilienverwalter
beschlossen. Bisher mussten diese ihr Gewerbe ledig-
lich anmelden. Zukünftig müssen Immobilienver-
walter eine Erlaubnis beantragen, die nur erteilt
wird, wenn der Gewerbetreibende zuverlässig ist, in
geordneten Vermögensverhältnissen lebt und eine
Berufshaftpflichtversicherung nachweist. Außer-
dem gibt es eine neue Fortbildungspflicht von 20
Stunden in drei Jahren, die auch für Immobilien-
makler gilt. Die Berufsverbände hatten schon lange
eine strengere Berufszulassung angemahnt und plä-
dieren über die jetzigen Regeln hinaus zusätzlich für
einen Sachkundenachweis.
Immobilienpreise driften
weiter auseinander
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Foto: © János Balázs | Flickr.com
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Genehmigte Wohnungen
Hohes Erbschaftsvermögen
In den kommenden zehn Jahren wird in Deutsch-
land gut ein Viertel mehr vererbt und verschenkt
als bisher angenommen – insgesamt wird das Erb-
volumen rund 400 Milliarden Euro pro Jahr betra-
gen, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsfor-
schung errechnet. Vor allem in wohlhabenden
Haushalten wird deutlich mehr Vermögen an die
nächste Generation weiter gegeben als bislang ge-
schätzt. Die Mehrzahl der Erbschaften kann wegen
hoher Freibeträge steuerfrei übertragen werden
und steht für neue Investitionen zur Verfügung –
zum Beispiel für den Kauf von Immobilien.
2015
+ 8,4 % + 21,6 %
- 6,6 % - 7,6 %
2016
1. Quartal
2017
Januar bis
Mai 2017
Angaben in Prozent gegenüber dem
Vorjahreszeitraum, Quelle Destatis