Aktuelles aus der Immobilienwirtschaft

Hauptstadtbonus: Berlin bildet Ausnahme in Europa In fast jedem europäischen Land wirkt sich die Wirtschaftskraft der Hauptstadt auf das ganze Land aus. Nur Berlin bildet eine Ausnah- me von dieser Regel. Würde man das deutsche Pro-Kopf-Bruttoin- landsprodukt (BIP) ohne die Zahlen Berlins berechnen, wäre es nach Angaben des Kölner Instituts für Wirtschaftsforschung (IW) im Jahr 2015 um 0,2 Prozent gestiegen. In den meisten anderen EU-Ländern ist es genau umgekehrt. Die Hauptstädte entfalten dort eine enorme wirtschaftliche Kraft. Das trifft auf die meisten Länder von Finnland und Schweden über Groß- britannien und Frankreich bis nach Spanien und Portugal zu. Das extremste Beispiel ist Griechenland: Ohne Athen wäre das grie- chische BIP pro Einwohner um fast 20 Prozent gefallen. In ähnlicher Weise wäre der Wohlstand in der Slowakei ohne Bratislava um etwa 19 Prozent gesunken. Ein wohlhabende Hauptstadt ist jedoch keine Garantie für ein blü- hendes Staatsgefüge, das hat zuletzt Großbritannien deutlich ge- macht. Die starke Fokussierung auf die Wirtschaftskraft der Haupt- stadt hat die Kluft zwischen der Londoner City und dem Rest des Vereinigten Königreichs vertieft. In Deutschland unterstreicht die relativ schwache Wirtschaftslage Berlins die Stärke des übrigen Landes. Deutschland verfügt über viele verschiedene Wirtschaftszentren – oft auch in ländlichen Ge- bieten – in denen zahlreiche erfolgreiche mittelständische Unterneh- men angesiedelt sind. In anderen europäischen Ländern konzentriert sich oft nicht nur die Verwaltung, sondern auch die wirtschaftliche Macht in der Hauptstadt. Nur für Rom gilt Ähnliches wie für Berlin, Italiens Hauptstadt ist gegenüber dem ganzen Land vergleichbar schwach, was wahrscheinlich auf die Stärke anderer Wirtschaftszen- tren wie Mailand und Turin zurückzuführen ist. Die Dezentralisierung in Deutschland hat den Vorteil, dass sich Chancen und Risiken auf verschiedene Regionen verteilen.

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